Wittgensteiner Schieferpfad 2009 - Bericht zur Wanderung

Wie ich hörte ist das Wetter an diesem WE seit Jahren konstant – schlecht. Wie ich es auf der Hinfahrt bemerkte, stimmt das auch, es regnet. Obwohl - Regen kann man diese erhöhte Luftfeuchtigkeit eigentlich kaum nennen, es reicht um mit geschlossenem Visier fahren zu müssen und dieses dann auch ordentlich zu versauen, macht aber die Straßen nicht richtig nass. Das hatten wir dann erst Sonntagmorgen, aber hierzu später.

Zunächst werde ich von allen, jawohl von allen Veranstaltern und Gästen herzlich nett empfangen. Vermutlich liegt es daran, dass wir gerade nicht in der Küche sind, ich leckeren Kuchen verteile und da wohl noch eine Rechnung aus dem letzten Jahr offen war, was den Umgang mit weiblichen Teilnehmern angeht. Ich kann mich jedenfalls wirklich nicht beklagen und freue mich über den heißen Kaffe, ein trockenes Plätzchen und die nette Konversation.

Nachdem ich die gemütliche Kuhle vom letzten Jahr in der Wiese wiedergefunden habe und mein Zelt an seinem Platz steht, wende ich mich dem Benzinreden zu und es werden Erfahrungen mit bzw. ohne die diversen Gepäcksysteme ausgetauscht, über den Sinn und Unsinn großer oder kleiner Moppeds diskutiert und mal wieder die Reifenfrage bis zum Exzess durchexerziert. Nebenbei erfahre ich wichtige Grundlagen über die Sexualität der Maschinen, sprich Mädchen- / Jungenmoppeds. Ob man es nicht lieber bei der Wahl des Artikels belassen könnte, also DIE Maschine und DER Bock? Jedenfalls wollte die Debatte hierüber nicht weiter geführt werden, auch oder erst recht ;-) nicht, als etwas später eine Frau auf einer LC8 eintraf.

Vorher traf noch eine Frau auf einer Adventure ein, nämlich Elke. Im Gepäck hatte sie alles nötige für’s Abendessen. Einen Ehrenplatz an ihrem Herzen hatte die Krankenhauspackung Spaghetti. Nein, nicht ihre Oberweite plusterte die Jacke auf, sondern ein quer vor die Brust gepacktes Nudelpaket, was nach ihrer Aussage einen durchaus respektablen Windschutz bot.

Nach einigen Bieren und viel Spaß krochen wir gut gelaunt in unsere Betten um am nächsten Morgen bei grau-bewölktem aber trockenem Wetter den Tag zu planen. Elke wollte ihre Leute im Sauerland besuchen, wir hatten uns eines der letzten großen Abenteuer dieser Zeit vorgenommen, wir wollten wandern. Nein, das ist nichts für alte Leute, man fühlt sich allerdings manchmal etwas alt danach. Nachdem wir Ralf aus dem Berlingo geschüttelt und befrühstückt hatten, ging’s also los nach Bad Berleburg. Dort beginnt und endet der 14,5 km lange Wittgensteiner Schieferpfad.

Gefährliche baufällige Brücken, sackdunkle, niedrige Tunnel, aufgelassene Schieferbrüche, steile, ungesicherte Abhänge, Furten, quer liegende Baumstämme, Begegnungen mit der wilden Fauna und Eingeborenen und kniffelige Felspassagen sind Teil dieser sehr selektiven Geländeprüfung. Zu all diesen anspruchsvollen Untergründen kommt noch die Navigation, die sehr aufmerksam betrieben werden sollte. Ein pures Nachlaufen der breiten Pisten könnte zu entgangener Wanderfreude führen und wird unter keinen Umständen geduldet. Die Fledermaus als Wanderzeichen wird uns die folgenden 5 Stunden über Stock und Stein bergauf und bergab begleiten. Carlo meint, es sei wohl ein Mäuserich dargestellt, da in der Mitte ein Zipfelchen heraussteht ;-). So erleben die Stadtkinder Carlo und Ralf die breite Palette der im Wald noch um diese Zeit reifenden Früchte, wie der Schlehen, Ebereschen, Bucheckern, Eicheln und Pilze.

Zwar hatten wir unterwegs bereits ein kleines Picknick aber Carlo hätte nun doch sofort Lust auf Kaffee und Kuchen. Deshalb verlassen wir den Weg in Richtung Bad Berleburg und geben uns den süßen Gelüsten hin, daraufhin ist der Wiedereinstig in den Weg steil berauf doch etwas mühselig. Vielleicht kommt auch nur mir das so vor, denn die zwei Herren zeigen sich nun, knapp vor dem Ziel von Ihrer Ich-hab’-Stallgeruch-in-der-Nase-Seite und schreiten mit ihren längeren Beinen voll aus. Da das für mich Laufschritt bedeuten würde, bremse ich energisch mit der Erpressung sie hier im Wald allein stehen zu lassen. Also ehrlich, eine kleine, ältere, dickliche Frau so zu scheuchen...

Und so fahren wir doch wieder gemeinsam zurück zum Treffen, wo Elke schon ungeduldig, mit Loch im Bauch und mit bereits vorbereiteter Soße auf uns wartet. Nur noch die Nudeln wässern, Wein entkorken und los geht die von uns allen verdiente Schlemmerei. Doch so mitten drin in der Nahrungsaufnahme werden wir von Detlef schon wieder zum Diavortrag gucken gedrängt, is’ aber auch ein Stress. Allerdings hat sich die Eile gelohnt, die Reise in die Mongolei ist sehr beeindruckend.

Anschließend ist „freies Saufen“ angesagt und dem gebe ich mich auch bis kurz nach Mitternacht in bester Gesellschaft hin. Die Nacht unter freiem Himmel ist stürmisch, die Böen rascheln immer wieder mit meinem Zelt, was mich aber wirklich stört ist das Dauerklopfen der Regentropfen seit den frühen Morgenstunden, also schlafe ich einfach noch ein wenig meinen Rausch aus und zögere das Abbauen durch Intensivdusching und Marathonfrüstücking hinaus. Aus dem muckeligen Kaminzimmer hinaus sehe ich den Anderen gelassen beim Packen und Abfahren zu. Leider hilft es nix. In Regenjacke und Hut baue ich den pladdernassen Krempel ab und alles auf’s Moped drauf. Widerwillig ziehe ich alle Register wasserdichter Motorradbekleidungsmöglichkeiten, setze mich auf die Karre und fahre recht entspannt Richtung Much, da ich gerade per Mobiltelefon die Hoffnung schürende Aussage über Sonnenschein im Rheinland vernahm. Und tatsächlich, als ich in Much ankomme, sind nur noch die Straßen nass, der Himmel beruhigt sich. Na dann, denke ich, nehme ich noch einen kleinen Umweg nach Osten und trenne mich von der Regenjacke. Keine 5 Minuten später ist mein Vorsatz nur noch der, die Jacke wieder anzuziehen und bei nächster Gelegenheit auf der A4 in Richtung Westen in hoffentlich besseres Wetter zu fahren. Doch erst hinter Overrath kann ich die Autobahn wieder verlassen und stromere noch ein wenig durch das Wuppertal nach Hause. Und die Lehre aus dieser Tour. Wenn es nicht regnen soll, fahre nicht am Adv-Treffen-WE Mopped, zumindest nicht im Siegerland, gell Elke ;-)

Claudia

Ps: Ich habe ganz vergessen, mich vom Oberküchenmuffel zu verabschieden und entschuldige mich hiermit dafür ... nicht, dass das sonst nächstes Jahr wieder eskaliert ;-)

Anmerkung von Carlo: Der Oberküchenmuffel war am Sonntag schon weg, weil er in Köln einen ganzen halben Marathon laufen wollte. Viel Erfolg nachträglich!